Forschungsbericht Nr. 1
Interdisciplinary Biblical Research Institute (IBRI)
 


 

DIE BIBLISCHEN ERZÄHLUNGEN DER OSTERWOCHE:
SIND SIE GLAUBWÜRDIG?

Von Robert C. Newman
Biblical Theological Seminary
200 North Main Street
Hatfield, Pennsylvania 19440
USA
 
 

Die deutschsprachige Fassung von:
The Biblical Narratives of Easter Week:
Are They Trustworthy?

Übersetzt aus dem Englischen von Birgit Meyr Carmichael

Copyright © amerikanische Ausgabe 1980, 1985
Interdisciplinary Biblical Research Institute

Copyright © deutsche Ausgabe 1999
Interdisciplinary Biblical Research Institute






Zusammenfassung:
Die befürwortende Darstellung einer Debatte von 1979 an der Cornell-Universität, 1985 überarbeitet (eine Kasette der vollständigen Debatte ist erhältlich, s. IBRI-Katalog #IRN-02). Argumente gegen Wunder werden untersucht. Die Dokumente des Neuen Testamentes werden mit anderen alten historischen Werken verglichen. Bestätigungen der neutestamentlichen Berichte durch heidnische und jüdische Verfasser werden angeführt.


EINFÜHRUNG

Wir sind heute abend zusammengekommen, um die Frage zu erörtern, ob die biblischen Berichte der Osterwoche glaubwürdig seien. Ich bin überzeugt, dass sie es sind. Ich habe eine Karriere in Astrophysik aufgegeben, um mich der Theologie zuzuwenden, weil ich glaube, dass diese Berichte zuverlässig sind. Natürlich sind meine persönlichen Überzeugungen und Entscheidungen keine Garantie für die Wahrheit. Viele Menschen haben sogar ihr Leben für falsche Überzeugungen hingegeben. Aber hier sprechen wir nicht über Glauben, im Sinne eines Sprunges ins Ungewisse. Die Glaubwürdigkeit der Evangeliengeschichten beruht auf hervorragendem Beweismaterial, besonders die Ereignisse um den Tod und die Auferstehung von Jesus von Nazareth. Es scheint, dass es für die Glaubwürdigkeit dieser Berichte ebenso solide Beweise gibt wie für irgendwelche anderen Ereignisse, die uns aus dem Altertum überliefert sind.

Gleich zu Beginn möchte ich zugeben, dass heute viele Menschen, besonders in akademischen Kreisen, Mühe haben, zu glauben, die Evangeliengeschichten seien zuverlässig. Es ist nicht schwer, das Problem herauszufinden, das sie mit dem Text haben --- es ist das Auftreten von Wundern. In den Ereignissen der Osterwoche ist es in erster Linie das Wunder der Auferstehung Jesu. Seit dem 18. Jahrhundert haben viele immer wieder Erzählungen, in denen übernatürliche Ereignisse beschrieben werden, ignoriert. Da die Evangelien viele solche Wunder berichten, ist es nur natürlich, dass diejenigen, welche Wunder ablehnen, auch die Evangelien für unglaubwürdig halten. Da bin ich gleicher Meinung! Wenn es keine Wunder gibt, dann sind auch die Evangeliengeschichten nicht glaubwürdig. Wenn es keine Wunder gibt, dann ist auch die Auferstehung Jesu nicht geschehen. In der Tat wäre es töricht, die Erzählungen der Osterwoche für "glaubwürdig" zu halten, wenn das zentrale Ereignis der Geschichte ein Mythos, eine Legende, eine Täuschung, Fälschung oder Lüge ist.

Warum lehnen heute so viele Menschen die Realität von Wundern ab? Zweifellos hatte die Entstehung der modernen Naturwissenschaft einen Einfluss, besonders das Werk von Sir Isaac Newton, dessen Lehre von Bewegung und Schwerkraft eine Ordnung in Dinge brachte, die einst unerklärlich schienen. Doch Newton selbst, der diese Gesetze besser als alle seine Zeitgenossen verstand, sah keinen Grund, Wunder abzulehnen, eben gerade weil er etwas darüber gelernt hatte, wie Gottes Vorsehung das physikalische Geschehen lenkt. Vielmehr waren es zu seiner Zeit diejenigen, die die Wissenschaften populär machten --- französische Enzyklopädisten und englische Deisten --- die den Begriff der Naturgesetze so extrem erweiterten, dass Gott unnötig wurde oder doch zumindest unfähig, sich in seinem Universum einzumischen.

ARGUMENTE GEGEN WUNDER

Wahrscheinlich ist das klassische Argument gegen Wunder --- nach der Häufigkeit zu urteilen, mit der es zitiert wird --- dasjenige des Philosophen David Hume [1], erstmals veröffentlicht im Jahre 1748. Sein Argument lautet kurz:

Erfahrung ist unser einziger Führer in allen Entscheidungen über Tatsachen. Da wir die Zusammenhänge zwischen Ereignissen nicht sehen können, basieren alle unsere Folgerungen über Ursache und Wirkung lediglich auf unserer Beobachtung, dass bestimmte Ereignisse immer zusammen vorkommen. Ebenso leitet sich unser Glaube an die Zuverlässigkeit menschlicher Aussagen davon ab, dass gewöhnlich Fakten und Berichte von Zeugen übereinstimmen. Wenn aber jemand ein aussergewöhnliches oder wundersames Ereignis berichtet, dann neigen wir dazu, dieses Zeugnis abzuwerten, und zwar in dem Mass, in dem das berichtete Ereignis ungewöhnlich erscheint.

Nun ist ein Wunder definitionsgemäss eine Verletzung der Naturgesetze. Da diese Naturgesetze durch solide und unveränderliche Erfahrung belegt sind, verstösst ein Wunder gerade gegen die Beweise, auf Grund derer wir Tatsachen entscheiden. Daher folgern wir, dass keine menschliche Aussage ausreicht, das Geschehen eines Wunders als Tatsache festzulegen, es sei denn, die Aussage ist von solcher Art, dass ihr Falschsein ein noch grösseres Wunder wäre als die Tatsache, welche sie nachzuweisen sucht.

Für Hume führte diese Argumentation zu folgender Methodik:

Wenn mir jemand erzählt, dass er einen toten Mann gesehen hat, der wieder zum Leben erstanden ist, dann erwäge ich sofort bei mir selbst, ob es wahrscheinlicher ist, dass diese Person versucht, mich zu täuschen, oder selbst getäuscht wurde, oder aber, ob die erzählte Tatsache auch wirklich geschehen sein könnte. Ich wäge ein Wunder gegen das andere ab, und nach dem so gefundenen Vorzug treffe ich meine Entscheidung und lehne immer das grössere Wunder ab. Anscheinend ist Hume nie einem so zuverlässigen Zeugen begegnet, dass er die Auferstehung als das kleinere Wunder betrachtete!

Meiner Ansicht nach gibt es drei schwerwiegende Probleme mit Humes Argumentation: eines mit der Definition, ein weiteres mit der Epistemologie und ein drittes mit der Methodik. Zuerst einmal ist Humes Erklärung eines Wunders als Verstoss gegen die Naturgesetze zumindest fragwürdig. Im orthodoxen Christentum, Judentum und (wahrscheinlich auch) im Islam ist ein Wunder ein Eingriff einer geistlichen Intelligenz (Gott, Teufel, Engel oder Dämon) in die bestehende Weltordnung, um ein Ereignis hervorzubringen, das sonst nicht geschehen wäre. Im Prinzip braucht ein Wunder die Naturgesetze ebenso wenig zu verletzen, als ich (eine natürliche Intelligenz) es tue, wenn ich einen Kugelschreiber in die Hand nehme und dadurch bewirke, dass sich dieser von meinem Schreibtisch erhebt --- ein Ereignis, welches ganz sicher nicht ohne mein Zutun geschehen wäre. Somit liefert das menschliche Wollen eine einfache Analogie zum Wunder, ohne ein Naturgesetz zu verletzen. Falls Gott oder andere geistige Wesen existieren, gibt es keinen offensichtlichen Grund, warum diese möglicherweise nicht auf einem solchen Weg einschreiten könnten.

Im epistemologischen Bereich behauptet Hume, Naturgesetze seien durch "solide und unveränderliche Erfahrung" belegt. Zugegeben, was wir Naturgesetze nennen, existiert. Es bringt viele reelle Vorteile, diese Gesetze zu entdecken und zu benutzen, wie es unsere moderne Technologie bezeugt. Aber wenn Hume behauptet, diese Gesetze seien durch "unveränderliche Erfahrungen" festgelegt, geht er damit weit über alles das hinaus, was seine Beobachtungen begründen können. Wir können höchstens alle Ereignisse aufzeichnen, die auch wirklich passiert sind, nicht jedoch diejenigen, die passieren können, aber tatsächlich noch nicht geschehen sind. In der Praxis hingegen beruhen unsere Naturgesetze nicht auf einer vollständigen Induktion des Geschehenen, sondern auf einer räumlich und zeitlich recht beschränkten Untermenge davon. In dieser Untermenge menschlicher Erfahrung gibt es viele Berichte über Wunder. Selbst wenn wir also Wunder als eine Verletzung der Naturgesetze definieren, wissen wir nur, dass Naturgesetze durch "solide" Erfahrungen belegt sind, wenn wirklich alle diese Wunderberichte tatsächlich falsch sind. Dies aber wissen wir nicht, da noch nie jemand alle diese Berichte untersucht und sie dann als unwahr befunden hat. Hume bleibt also die Antwort auf diese Frage schuldig, indem er seine Schlussfolgerung bereits in die Voraussetzungen einfügt.

In Wirklichkeit ist Humes Argument eine versteckte Methodik. Bei der Untersuchung von Ereignissen rät uns Hume, jede andere Erklärung anzunehmen als die übernatürliche. Doch halt! Tun Sie mir bitte den Gefallen und schieben Sie Ihren Unglauben an Wunder für einen Moment beiseite. Überlegen Sie die Konsequenzen von Humes Vorgehen, wenn Wunder tatsächlich geschehen. Wenn Sie Humes Methodik benutzen, werden Sie die Realität eines Wunders nie zugeben, selbst wenn ein solches geschehen ist. Sie können immer annehmen, es sei wahrscheinlicher, dass die Aussagen beliebig vieler Zeugen und selbst der eigenen Sinne falsch sind, da Zeugen lügen und unsere Sinne sich täuschen können. Humes Verfahren erklärt ein Wunder weg, auch wenn es geschehen ist. Daher hat Hume kein Argument gegen das Auftreten von Wundern, nicht einmal einen wirklichen Test dafür.

Nun könnte jemand natürlich einwenden, dass Humes Methode lediglich ein Spezialfall des Ökonomieprinzips ("Ockhams Rasiermesser") ist, ein Prinzip, welches sagt, dass Erklärungen von Phänomenen nicht unnötig kompliziert werden sollten. Würde durch das Verwerfen des Ökonomieprinzips nicht die Wissenschaft selbst untergraben? Einverstanden, wir sollten aufpassen, die Wissenschaft nicht zu untergraben, welche sich als mächtiges Hilfsmittel zum Verständnis der Realität erwiesen hat. Doch wir müssen uns hier auch zweier Probleme bewusst sein: Erstens, das Ökonomieprinzip empfiehlt, Theorien nicht komplizierter zu machen, als es die Daten erfordern. Hume jedoch ist zu jeglichem für den Ausschluss von Wundern benötigten Verwerfen von Daten bereit. Humes Methode ist daher nicht wirklich ein Spezialfall des Ökonomieprinzips.

Zweitens ist das Ökonomieprinzip eine Verfahrensregel, bei der wir mit einfachen Theorien anfangen und dann jedesmal zu komplizierteren fortschreiten, wenn eine einfachere Theorie durch die Daten ausgeschieden wird. Es ist nicht offensichtlich, dass Universen ohne Wunder einfacher sind als solche mit Wundern. Aber selbst wenn es einfacher ist, Wunder zu verneinen als sie zu akzeptieren, welche Garantie haben wir, dass das Universum einfach ist? Und welche Garantie haben wir, dass es gleichgültig ist, ob wir bestimmte Wahrheiten vor unserem Tode erlangen? Das Christentum erhebt den Anspruch, eine Offenbarung Gottes zu sein, der sagt, dass dies von Bedeutung ist und dass wir nur ein einziges Leben haben, in dem wir die Wahrheit finden und annehmen können. Vielleicht sollten wir, wie mit jedem anderen Rasiermesser, vorsichtig sein, wie wir dasjenige Ockhams benutzen. Wir wollen uns nicht die eigene Kehle durchschneiden.

Es gibt noch andere Argumente gegen das Wunder. Schauen wir uns noch kurz drei andere an. Der Theologe Rudolf Bultmann behauptet, Wissenschaft und Geschichte betrachteten das Universum als ein geschlossenes System aus Ursache und Wirkung, welches nicht "durch übernatürliche Kräfte durchlöchert" werden kann[2]. In der Tat denken viele Menschen, das Universum sei so, aber sie könnten sich irren. Viele andere definieren "Wissenschaft" und "Geschichte" als Methoden, welche keine Wunder zulassen, ich aber glaube, dass solche Definitionen nur zu grösserer Verwirrung beitragen. Die meisten Leute verstehen unter "Wissenschaft" den Versuch, herauszufinden, wie das Universum wirklich ist, und sie verstehen unter "Geschichte" das Studium dessen, was wirklich geschehen ist. Wenn wir diese zwei Arten von Definitionen verwechseln --- Erklärung in Übereinstimmung mit dem Axiom, es könne keine Wunder geben, und den Versuch, zu verstehen, was wirklich geschieht --- bleiben wir die Antwort auf die Frage nach dem Wunder schuldig, ohne uns die Mühe zu machen, sie zu untersuchen.

Ist das Universum (oder die Geschichte) wirklich "ein geschlossenes System aus Ursache und Wirkung"? Sicherlich haben wir Beweise für die Existenz von Ursache und Wirkung im Universum. Ebenso haben wir gute Gründe zu glauben, dass das Universum ein System ist, in dem Sinne, dass die gleichen physikalischen Gesetze, die auf der Erde wirken, offenbar auch in fernen Sternen und Galaxien wirksam sind. Aber ist dieses System geschlossen in dem Sinne, dass es keine äusseren Einflüsse gibt? Diese Annahme ist nicht nur unbewiesen, sondern zwei begründete Gedankengänge legen nahe, dass es sogar unwahrscheinlich sein könnte.

Erstens zeigen uns Entdeckungen in diesem Jahrhundert im Bereich der Atome, Atomkerne und subatomaren Teilchen, dass es physikalische Grenzen unserer Möglichkeiten gibt, atomare Phänomene zu untersuchen. In dem Masse, als Wissenschaftler zu kleineren Volumen vordringen, werden immer grössere Energien für die Erforschung benötigt. Der Punkt wurde schon erreicht, in dem diese grösseren Energien jegliche vorhandene Struktur zerstören, etwa so wie wir die Struktur eines Porzellanladens zerstören würden, wenn wir versuchten, ihn im Dunkeln durch Ballwürfe zu erforschen. Aber es geschehen Dinge hinter dieser epistemologischen Schranke, welche die Natur errichtet hat. Zum Beispiel werden beim Zerfall radioaktiver Kerne Elektronen, Neutronen, Protonen und Alphateilchen ausgestossen. Offensichtlich sind diese Ereignisse in einem statistischen Sinn regulär, doch individuell scheinen sie willkürlich zu sein. Sind sie aber wirklich willkürlich? Gehorchen sie einer übergeordneten Regelmässigkeit? Werden sie von geistigen Kräften beeinflusst? Man findet für jeden dieser Gesichtspunkte fachkundige Wissenschaftler, die ihn vertreten.

Wenden wir uns dem oberen Ende der Grössenskala der wissenschaftlichen Forschungen zu, so finden wir, dass auch in der Kosmologie die Geschlossenheit des Universums eine offene Frage ist. Es gibt heute eine überwiegende Übereinstimmung darin, dass eine Art Urknall-Kosmologie am besten zu den bekannten Daten passt. Doch es scheint weder einen direkten noch einen indirekten Weg zu geben, um das zu untersuchen, was vor dem Urknall-"Schöpfungs"-Ereignis gewesen sein könnte. Viele möchten dieses Ereignis einfach nur als ein "Zurückspringen" zu einer erneuten Expansion nach dem Zusammenbruch eines früheren Universums sehen, aber sie müssen sehr spezielle, unbekannte Gesetze postulieren, um den Zusammenbruch abzustoppen und die gegenwärtige Expansion zu beginnen[3]. Robert Jastrow, Direktor des Goddard-Instituts für Weltraumstudien und Professor an der Dartmouth- und der Columbia-Universität, legt nahe, dass selbst solch eine spezielle Kraft das Problem nicht lösen würde, dass aber eine wirkliche Schöpfung zur Zeit des Urknalls viel besser zu den Daten passt[4]. Die Behauptung, das Universum (oder die Geschichte) sei ein geschlossenes System aus Ursache und Wirkung, ist somit eine Annahme, die vielleicht nicht richtig ist. Wenn wir unsere Ermittlungen von dieser Annahme abhängig machen, könnte uns dies sehr wohl daran hindern, die richtige Antwort zu finden.

Der Kirchenhistoriker Adolf Harnack argumentierte, dass Wunder in früheren Zeiten akzeptiert wurden, weil die Menschen damals keine wissenschaftlichen Kenntnisse hatten, während wir heute genügend aufgeklärt sind und nicht mehr an solche Dinge glauben. Harnack sagt:

In jenen Tagen war die präsize Vorstellung, die wir heute mit dem Wort "Wunder" verbinden, unbekannt; sie kam erst mit einer Kenntnis der Naturgesetze und deren allgemeinen Gültigkeit auf. Vorher gab es noch kein solides Verständnis davon, was möglich und unmöglich, was Regel und was Ausnahme war[5]. Bei allem Respekt für Professor Harnack finde ich dieses Argument unglaubhaft. Obwohl viele Menschen früher Blitze, Meteore und Kometen für etwas Übernatürliches hielten, hatten sie trotzdem eine gute Vorstellung davon, was natürlich und was übernatürlich war, genauso wie der Mann auf der Strasse heutzutage.

Harnacks Behauptung ist besonders schwach im Hinblick auf biblische Wunder. Konnten Wissenschaftler zeigen, wie die in den Evangelien beschriebenen Wunder von Jesus etwa auf natürliche Weise geschehen können? Sehen wir die Volksmengen in den Evangelien den Mund aufreissen vor Staunen über Geschehnisse, die offensichtlich natürliche Phänomene darstellen oder Zaubertricks im Repertoire moderner Bühnenmagier gleichen? Nein! Selbst liberale Theologen haben die absurden Versuche verlacht, Jesus statt auf dem Wasser wandelnd in Wirklichkeit auf einer Sandbank gehend zu sehen, seine Speisung der Fünftausend als den Versuch, die Menschen zum Teilen ihres Essens zu veranlassen, und seine Himmelfahrt als ein Hinaufsteigen auf einen Hügel in die Wolken hinein! Wir teilen wirklich den Chauvinismus des 20. Jahrhunderts, wenn wir uns die Menschen des Altertums als solche Narren vorstellen!

In ähnlicher Weise behauptet Harnack, dass man in der Antike glaubte, Wunder kämen häufig vor, während wir heute wissen, dass sie nicht geschehen. Er sagt:

Die Evangelien kommen aus einer Zeit, in der das Wunderbare als ein fast alltägliches Geschehen bezeichnet werden kann. Die Leute sahen und spürten, dass sie von Wundern umgeben waren[6]. Hier geht Harnack wieder mit seinen Behauptungen zu weit. Es ist sicherlich angemessen, zu sagen, dass die Ablehnung von Wundern heute die Gesellschaft stärker beherrscht als in früheren Zeiten. Dennoch hatte die Antike ihre Skeptiker und Epikuräer, welche Wundererzählungen zurückwiesen, und wir haben unsere Spiritisten und Charismatiker, die jeden Tag ein Wunder erwarten.

Das biblische Bild von Wundern ist das von seltenen aber wirklichen Ereignissen, deren Häufigkeit der Kontrolle Gottes untersteht und je nach der Epoche sehr unterschiedlich sein kann. Gemäss den hauptsächlichsten jüdischen Quellen aus dem ersten Jahrhundert war die Zeit der grossen Wunder längst vorbei; sie hatte wahrscheinlich mit den letzten Propheten um etwa 400 vor Christus aufgehört[7]. Ebenso schildert das Neue Testament Wunder als ungewöhnliche Ereignisse. Weder die Volksmengen noch die Jünger nahmen Jesu Wirken gleichgültig hin. Statt dessen kamen sie in solchen Scharen zu Jesus, dass er sich aus den Bevölkerungszentren zurückziehen musste, um etwas Ruhe zu finden. Und in der Tat wurde Johannes der Täufer, der Vorläufer Jesu, als grosser Prophet anerkannt, obwohl er selbst keine Wunder wirkte (Johannes 10,41). Dies wäre kaum möglich gewesen, wenn Wunder als fast alltägliche Ereignisse betrachtet worden wären. Es ist also eine falsche Dichotomie, einen Keil zwischen die Antike und unsere heutige Zeit zu treiben, um die Menschen der alten Welt als leichtgläubig abzuqualifizieren und als unfähig, zwischen Natürlichem und Übernatürlichem, oder zwischen Scharlatanen und echten Wundertätern zu unterscheiden.

Es sind noch andere Argumente gegen Wunder geltend gemacht worden, aber wir haben versucht, uns hier aufgrund begrenzter Zeit mit den wichtigsten zu befassen. Solche Argumente sind keineswegs so schwerwiegend, wie sie zunächst erscheinen. Sie tendieren dazu, das infrage Stehende vorauszusetzen, oder in den Behauptungen zu weit zu gehen, um dadurch ihr eigenes Argument ausser Kraft zu setzen. Bei dieser Sachlage sollten wir die neutestamentlichen Berichte nicht mit einer Voreingenommenheit gegen Wunder untersuchen. Indem wir diese Voreingenommenheit beiseite legen, werden wir sehen, dass diese Berichte tatsächlich einen sehr zuverlässigen Eindruck machen.

DIE EIGENART DES NEUTESTAMENTLICHEN MATERIALS

Die biblischen Berichte der Osterwoche findet man hauptsächlich in den kanonischen Evangelien von Matthäus (Kapitel 21-28), Markus (11-16), Lukas (19-24) und Johannes (12-20). Diese Berichte sind unsere wichtigsten Quellen über das öffentliche Leben Jesu von Nazareth. Gelegentliche kurze Bemerkungen finden sich auch in den Paulusbriefen an verschiedene frühchristliche Gemeinden, hauptsächlich im 1.Korintherbrief, einiges auch im Römerbrief, im 1. und 2. Brief an die Thessalonicher und im 1. Brief an Timotheus.

Beim Bedenken der Eigenart dieses neutestamentlichen Materials lohnt sich ein Vergleich mit den wichtigsten Geschichtswerken der Antike, sowohl mit denen der gleichen Periode, als auch mit denen der früheren griechischen Geschichte. (Eine Zusammenfassung findet man im Anhang 1.) Ungefähr aus der gleichen Zeit wie das Neue Testament stammen die Werke des jüdischen Historikers Flavius Josephus. Seine bekanntesten Werke sind Jüdische Altertümer, welches die Ereignisse von der Schöpfung bis zum jüdischen Aufstand gegen Rom im Jahre 66 n. Chr. erzählt, und sein Jüdischer Krieg, welcher den Aufstand selbst beschreibt, wie auch seine zweihundertjährige Vorgeschichte. Ein zeitgenössischer griechischer Historiker ist Plutarch, Autor von etwa 46 Ausgewählten Biographien berühmter Griechen und Römer. Die wichtigsten römischen Historiker sind Tacitus, dessen Annalen die Geschichte Roms von Tiberius bis Nero erzählen und Suetonius, dessen Cäsarenleben die Lebensläufe der Kaiser von Julius Caesar bis Domitian umfassen.

Die wichtigsten früheren griechischen Geschichtswerke sind: die Historien von Herodot, die den Aufstieg des persischen Reiches und seine Kriege mit Griechenland beschreiben, die Geschichte des Peloponnesischen Krieges von Thukydides, der das heroische Ringen zwischen Athen und Sparta erzählt, die Anabasis von Xenophon, die den Rückzug von zehntausend griechischen Söldnern durch Kleinasien beschreibt, nachdem ihre Führer tief in persischem Gebiet ermordet worden waren, und die Geschichte des Polybius, die Roms Aufstieg vom zweiten Punischen Krieg bis zur Eroberung Griechenlands beschreibt[8].

DER TEXT

Die erste Frage, die wir erwägen müssen, ist diejenige der Glaubwürdigkeit des Textes der biblischen Berichte. Im Gegensatz zu unserer modernen Verlagstechnologie, bei der ein Autor seine Arbeit Seite für Seite auf Probeabzügen überprüfen und dann tausende von identischen Kopien auf einer Druckerpresse abziehen lassen kann, hatten die Autoren der Antike das Problem, dass jede Kopie individuell gemacht wurde. Bei längeren Manuskripten war es unausweichlich, dass in jeder Kopie neue Fehler auftraten. Dazu ging noch durch das Verfliessen von etwa zweitausend Jahren und das Dazwischenkommen des dunkeln Mittelalters der weitaus grösste Teil der für jedes der im Altertum veröffentlichten Werke tatsächlich erstellten Kopien verloren. Wie nun vergleicht sich das Neue Testament in seiner textlichen Reinheit mit anderen antiken Werken?

Die frühesten vollständigen Manuskripte der Evangelien und der paulinischen Briefe, die überlebt haben, gehen zurück auf die Mitte des vierten Jahrhunderts, etwa dreihundert Jahre nach der Verfassung der Originale[9]. Dieses Datum stimmt mit dem Ende der staatlichen Christenverfolgung überein und ebenso mit dem allgemeinen Übergang von brüchigem Papyrus als Dokumentenmaterial zu dauerhaftem Pergament. Mehr oder weniger bruchstückhafte Papyrus-Manuskripte haben jedoch aus früherer Zeit überlebt. Wir besitzen Teile von zehn Matthäus-Manuskripten, die beiden frühesten von ungefähr 200 n.Chr., Fragmente eines Markus-Manuskripts von um 225 (möglicherweise noch eines aus dem ersten Jahrhundert) [10], Teile von vier Lukas-Manuskripten, das älteste von etwa 200, Teile von neun Johannes-Manuskripten, einschliesslich eines sehr kleinen Fragments von etwa 130 und zwei ansehnlichen Anteilen von etwa 200 und ebenso Teile zweier Manuskripte des 1. Korintherbriefes, das früheste von um 200. Das gesamte Manuskriptmaterial für das Neue Testament bis zur Zeit des Buchdrucks besteht aus mehr als 5000 griechischen Kopien, über 8000 lateinischen Kopien und mehreren tausend Kopien in anderen Sprachen, abgesehen von tausenden von Zitaten durch frühe christliche Autoren.

Im Gegensatz dazu stammen die frühesten namhaften Manuskripte für die Texte unserer anderen antiken Historiker aus dem neunten Jahrhundert n. Chr., als eine neue Form der griechischen Handschrift im Bücherhandel eingeführt wurde, um die Produktionskosten zu senken. Das beste Beispiel ist dasjenige des Suetonius, von dem die erste gut erhaltene Kopie erst siebenhundert Jahre nach der Niederschrift durch den Autor herauskam. Der schlimmste Fall unter diesen Beispielen ist Xenophons Anabasis: das früheste davon erhaltene Manuskript stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert, also mehr als 1700 Jahre, nach dem Schreiben des Buches. Drei dieser Geschichtsschreiber sind uns nicht einmal vollständig erhalten geblieben. Die ersten paar Kapitel des Suetonius über Julius Caesar sind zwischen dem sechsten und neunten Jahrhundert verloren gegangen. Nur zehn der sechzehn Bücher von Tacitus überlebten vollständig und zwei andere teilweise. Von Polybius haben wir von vierzig nur noch fünf vollständige Bücher, obwohl Kurzfassungen von anderen erhalten sind. Das gesamte Manuskriptmaterial für diese zehn antiken Historiker umfasst etwa zweihundert Manuskripte.

Verglichen mit dem Neuen Testament ist das am besten bezeugte Manuskript dieser weltlichen Geschichtswerke also zeitlich mehr als doppelt so weit von seinem Autor entfernt. Das ganze Dokumentenmaterial für das schlechtestbezeugte Geschichtswerk ist tausendemal kleiner als dasjenige für das Neue Testament, und für alle zusammen genommen ist es fünfzigmal kleiner. Tatsächlich hat das Neue Testament in mehr Manuskripten überlebt als irgendein anderes Werk des klassischen Altertums. Auf dem zweiten Platz ist Homers Ilias, von dem etwa 650 Manuskripte überliefert sind, über zwanzigmal weniger[11].

Wie sicher können wir sein, dass die Texte, die wir aus den überlieferten Manuskripten rekonstruieren, auch dem nahekommen, was der Autor ursprünglich geschrieben hat? Wie bei moderner Literatur wird es auch hier ohne die usprünglichen, vom Autor selbst geschriebenen oder überprüften Manuskripte immer die Möglichkeit eines Irrtums geben. Doch wurde die Wissenschaft der textkritischen Methode eigens dazu entwickelt, dieses Problem bei Werken, die vor der Erfindung der Buchdruckerkunst geschrieben wurden, zu handhaben. Was sagt sie darüber aus?

Vielleicht haben Sie davon gehört, dass es 150 bis 200 tausend Varianten im Neuen Testament gibt; wie kann man sich also auf irgendetwas verlassen, was es aussagt? Dies ist zwar wahr, aber irreführend, da der Ausdruck "Varianten" ein technischer Fachbegriff ist. Jedesmal, wenn das Manuskript eines antiken Werkes entdeckt wird, vergleicht man den Text mit einer vorgegebenen gedruckten Standardausgabe. An jeder Stelle, an der es von dieser abweicht, wird eine "Variante" notiert. Wenn zehn Manuskripte an der gleichen Stelle auf gleiche Weise vom Standard abweichen, werden zehn Varianten aufgezeichnet. Je mehr Manuskripte für ein bestimmtes Werk erhalten sind, desto mehr Varianten wird es daher normalerweise haben. Was uns hier jedoch interessiert, ist, welcher Anteil des Textes fragwürdig ist.

Professor F.J.A. Hort von der Cambridge-Universität stellt in seiner klassischen Arbeit über den neutestamentlichen Text fest, dass 7/8 des Textes nach Meinung aller Experten so überliefert wurden, wie er von den ursprünglichen Autoren geschrieben worden ist. Im verbleibenden Achtel geht es hauptsächlich um Fragen der Rechtschreibung und Wortstellung, beides relative Nebensächlichkeiten im alten Griechisch. Wenn die Fachleute in ihrer übereinstimmenden Ansicht recht haben, dass die alexandrinische Familie von Manuskripten den besten Text überliefert, verringert dies den mit Zweifeln behafteten Teil auf etwa 1/60 des Textes, von dem Hort schätzt, dass wesentliche Abweichungen nur etwa 1/1000 des Textes ausmachen[12]. Auch andere Schätzungen wurden gemacht, so legt zum Beispiel Professor Abbott von der Harvard-Universität nahe, dass nur etwa 1/400 des Textes zweifelhaft ist[13].

Genaue Statistiken über die klassichen Texte sind schwer zu finden. Wie bereits erwähnt, sind von drei unserer zehn klassichen Geschichtswerke wesentliche Anteile nicht einmal erhalten worden. Von Homers Ilias werden 750 bis 1000 Zeilen von insgesamt 15,600 Zeilen angefochten[14]. Das ergibt etwa 6% umstrittenes Material. Im Gegensatz dazu beträgt Horts Schätzung des Anteils "wesentlicher Varianten" im Neuen Testamentes 0,1%, Abbots Schätzung ist 0,25%, und selbst Horts Anteil unbedeutender Varianten ist unter 2%. Sir Frederick Kenyon fasst die Situation treffend zusammen[15]:

Die Manuskripte des Neuen Testamentes sind so zahlreich, dass es praktisch sicher ist, dass die richtige Variante jeder zweifelhaften Stelle in der einen oder anderen dieser alten Quellen bewahrt worden ist. Dies kann von keinem anderen antiken Buch der Welt gesagt werden.

Die Gelehrten sind davon überzeugt, dass sie im wesentlichen den korrekten Text der uns überlieferten Werke der wichtigsten griechischen und römischen Schriftsteller wie Sophokles, Thukydides, Cicero oder Virgil besitzen. Doch beruht unser Wissen auf einer Hand voll von Manuskripten, wogegen die Manuskripte des Neuen Testamentes zu hunderten und sogar tausenden zählen.

IDENTITÄT DER AUTOREN

Man kann natürlich zugeben, dass der Text des Neuen Testamentes gut ist --- dass er im wesentlichen das wiedergibt, was die ursprünglichen Autoren geschrieben haben --- und trotzdem behaupten, er sei historisch unzuverlässig. Dies wird oft in theologisch-liberalen Kreisen getan, in denen die Ablehnung von Wundern bedeutet, dass die Evangelien ungenau sein müssen. Leute mit dieser Überzeugung sind krampfhaft bemüht, zu beweisen, dass die Evangelien entweder nicht von den überlieferten Autoren geschrieben worden seien oder nicht auf Augenzeugenberichten beruhten. Doch die für solche Beweisführung angewandte Methodik erlaubt auch, ebenso alle anderen Historiker des Altertums wegzuerklären. Dies soll im folgenden gezeigt werden.

Die Evangelienerzählungen sind insofern anonym, als sie keine Aussage beinhalten wie: "Ich, Matthäus, schrieb dies," oder so ähnlich. Der Grund für diese Anonymität ist unbekannt. Vielleicht wollten sie dadurch, dass sie die Autoren eher in den Hintergrund stellten, ihr eigentliches Thema, Jesus, hervorheben.Trotzdem waren die Autoren ihren ursprünglichen Lesern und Zuhörern wahrscheinlich bekannt. Der Prolog des Lukas (1,1-4) weist darauf hin, dass der Autor dem Empfänger und Gönner Theophilus bekannt ist. Gleicherweise ist der Autor des Johannesevangeliums einer Gruppe bekannt, die sich für ihn in Johannes 21,24 verbürgt. Somit waren zumindest zwei der Evangelien für ihre Empfänger nicht anonym.

Angesichts dieser Tatsachen ist es bedeutsam, dass die frühchristliche Tradition die kanonischen Evangelien einstimmig Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zuschreibt und dass die frühesten noch erhaltenen Papyri auch Titel haben, die alle nur den traditionellen Autor angeben. Das findet seine natürlichste Erklärung darin, dass diese Männer wirklich die Verfasser sind und dies der christlichen Gemeinschaft allgemein bekannt war. Anderenfalls erfordert der völlige Verlust der richtigen Namen und deren vollständiger Ersatz durch eine einzige Gruppe von Pseudonymen eine Erklärung - einer Gruppe zudem, in welcher drei der vier Namen relativ unbekannt sind. Man würde meinen, dass für erfundene Namen jeder Apostelname geeigneter wäre als Markus und Lukas und jeder der bedeutenderen Apostel --- Petrus, Paulus, Jakobus, Andreas, Philippus oder Thomas, geeigneter als Matthäus.

Im folgenden fassen wir das von ausserhalb der Evangelien stammende historische Beweismaterial für die traditionellen Verfasser kurz zusammen. Papias, Bischof der Gemeinde von Hierapolis in Kleinasien und ein alter Mann im Jahre 130 n. Chr., nennt Matthäus und Markus als Evangelien- autoren und weist darauf hin, dass Matthäus in Hebräisch oder Aramäisch geschrieben hat, und beschreibt Markus als einen, der die Erinnerungen des Petrus aufgeschrieben hat. Papias selber war ein Schüler des Apostels Johannes[16].

Justin der Märtyrer bekehrte sich irgendeinmal vor 130 n. Chr. zum Christentum, nachdem er viele der zeitgenössischen Philosophien studiert hatte. Er spricht über die Evangelien als die "Memoiren der Apostel"[17]. Er sagt, dass sie "von den Aposteln und ihren Nachfolgern" geschrieben wurden[18], was auch dem entspricht, dass sie traditionell zwei Aposteln (Matthäus und Johannes) und zwei Apostelnachfolgern zugeschrieben werden (Markus von Petrus, Lukas von Paulus). Er zitiert oder erwähnt Angelegenheiten aus jedem der vier Evangelien, und spielt anscheinend auf das Markusevangelium als die Memoiren des Petrus an[19]. Justin schrieb in den fünfziger Jahren des zweiten Jahrhunderts, aber anscheinend fand sein Dialog mit dem Juden Tryphon bereits in den dreissiger Jahren statt.

Der in Italien im späten zweiten Jahrhundert anonym geschriebene Kanon Muratori ist am Anfang beschädigt, aber er führt Lukas als Autor des dritten Evangeliums an und Johannes als Autor des vierten[20].

Irenäus, Bischof von Lyon in Frankreich um 180, wuchs in Kleinasien auf und studierte bei Polykarp, einem Schüler des Apostels Johannes; er nennt alle vier Verfasser der Evangelien und gibt für drei davon die ungefähren Daten ihrer Enstehung an[21].

Clemens und Origenes, christliche Lehrer in Alexandria um das Jahr 200, erwähnen alle vier Evangelien mit den traditionellen Verfassern[22]. Keiner dieser Männer gibt uns irgendeinen Anhaltspunkt dafür, dass sie nur vermuten, Neuerungen eigeführt oder voneinander abgeschrieben hätten. All dies deutet darauf hin, dass diese Informationen Allgemeinwissen der vorhergehenden Generation waren.

Internes Beweismaterial aus den Evangelien erhärtet diese Identifizierung. Matthäus ist ganz offensichtlich für Leute mit jüdischem Hintergrund gedacht, da es Jesus als den Messias, der die alttestamentlichen Verheissungen erfüllt, betont und jüdische Bräuche ohne jede Erklärung präsentiert. Das Markusevangelium passt zu der lebhaften und brüsken Personalität des Petrus. Der Zwischenfall, den es in 14,51-52 berichtet --- von einem jungen Mann, der durch den Pöbel, der Jesus gefangennimmt, sein Kleid verliert --- ist gut verständlich, wenn er die persönliche Geschichte des Markus betrifft, wäre aber sonst völlig rätselhaft. Von Paulus erfahren wir, dass Lukas ein nichtjüdischer Arzt war (Kolosser 4,14). Sein Evangelium zeigt besonderes Interesse für die Nichtjuden und ist voller technisch-medizinischer Begriffe[23]. Johannes ist der einzige, der in seinem Evangelium Johannes den Täufer einzig und allein "Johannes" nennt, alle anderen Evangelien benutzen den Ausdruck "Täufer", um ihn von dem Apostel Johannes zu unterscheiden, welcher im Johannesevangelium nicht ein einziges Mal mit Namen genannt wird. Sein Autor behauptet, mit Petrus am Ostermorgen an das leere Grab gelaufen zu sein und den auferstandenen Jesus bei verschiedenen Gelegenheiten gesehen und gehört zu haben. Man könnte natürlich behaupten, dass die ursprünglichen Verfasser diese eingehenden Details fälschten, dass die frühen Christen dieser Täuschung erlagen und dass alle in ihrem Raten, wer welches Evangelium geschrieben habe, übereinstimmten. Solches Vorgehen wird irgendwelche historischen Daten wegerklären.

Dass der Apostel Paulus den 1. Korintherbrief geschrieben hat, ist so sicher wie die Tatsache, dass er gelebt hat. Nicht einmal die radikale Kritik von F. C. Baur stellt in Abrede, dass Paulus diesen Brief geschrieben hat, und externe Beweise zeigen, warum dem so ist. Nicht nur behauptet dieser Brief, von Paulus geschrieben worden zu sein, sondern das früheste ausserbiblische christliche Dokument, das noch erhalten ist, bestätigt dies. Der Brief des Clemens an die Korinther, geschrieben etwa 95 n.Chr., zitiert daraus, benennt ihn, beschreibt ihn und schreibt ihn dem Apostel Paulus zu[24]. Dies alles innerhalb von dreissig Jahren nach dem Tod von Paulus in einem Schreiben des Leiters der Gemeinde in Rom, wo Paulus sich abgemüht und sein Leben für den Glauben hingegeben hat.

Ich wüsste von keinem der zehn klassischen Geschichtswerke, die wir zum Vergleich benutzen, das eine derartige externe Bestätigung hätte wie der 1. Korintherbrief oder sogar die Evangelien. Natürlich ist keines dieser Werke anonym wie die Evangelien. Andererseits konnte ich keine Schilderungen antiker Autoren über die Umstände ihrer Abfassung finden, wie wir sie für die Evangelien haben. Zugegeben, ich bin nur ein Amateur, was das Studium weltlicher klassischer Literatur betrifft, aber die Tatsache, dass solche Dinge weder im Oxford Wörterbuch der Klassik, noch in Harpers Wörterbuch der klassischen und antiken Literatur, noch in den zutreffenden Bänden von Loebs Bibliothek der Klassik, erörtert werden, zeigt, wie wenig moderne Historiker, welche die klassische Periode studieren, die Skepsis teilen, die in den liberalen neutestamentlichen Studien so weit verbreitet ist.

Hätte wohl die frühe Kirche Schriften akzeptiert, die anonym waren, oder eine unüberprüfbare Pseudonymität aufwiesen, wie es liberale Theologen glauben? Gemäss den Indizien im Neuen Testament und in frühen christlichen Schriften war dies nicht der Fall. Das Neue Testament tadelt immer wieder die Lüge und warnt vor der Gefahr der Irreführung, besonders von Seiten falscher Lehrer und Propheten (Matthäus 7,15; Markus 13,22; Galater 1,8; 1. Thess. 5,2; 2. Petrus 2,1; Johannes 4,1). Obwohl Paulus seine Briefe jeweils niederschreiben liess (was damals üblich war), schrieb er immer die Schlussgrüsse mit eigener Hand, um jede Fälschung zu verhindern. (2. Thess. 3,18; 2,2; 15; auch ein übliches Verfahren[25]). Dass diese Sorge sich bis zu "konventionellen" Fälschungen erstreckte, wird daran deutlich, dass eine Gemeinde in Kleinasien einen ihrer Ältesten absetzte, weil er die "Geschichte des Paulus und der Thekla" geschrieben hatte, obwohl er behauptete, sie aus Liebe zu Paulus geschrieben zu haben[26]. Anscheinend war die frühchristliche Kirche sehr darum besorgt, mehrfache Zeugnisse für die Erzählung ihrer Geschichte und Lehren zu haben. Paulus schrieb an Timotheus (2. Tim. 2,2):

Was ich dir vor vielen Zeugen als die Lehre unseres Glaubens übergeben habe, das gib in derselben Weise an zuverlässige Männer weiter, die imstande sind, es anderen zu vermitteln. Es scheint, dass die Beweislast bei denen liegt, welche die traditionelle Identität der Verfasser der Bücher des Neuen Testamentes ablehnen, stichhaltige Beweise zur Stützung ihrer Spekulationen zu liefern.

So nehmen wir Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und Paulus als die Autoren der ihnen zugeschriebenen Werke an und fragen uns: "Wie lassen sie sich mit anderen Geschichtsschreibern des Altertums vergleichen?" Wir hätten sehr gerne, dass der Historiker auch ein Augenzeuge der von ihm beschriebenen Ereignisse wäre, aber dies ist selten für alle betroffenen Fälle möglich. Es ist sicherlich wichtig, dass ihm der Zugang zu Berichten von Augenzeugen möglich war.

Wir möchten, dass der Verfasser unvoreingenommen, aber trotzdem an dem Thema genügend interessiert ist, um darüber zu schreiben, solange noch Augenzeugen leben. Würden wir uns nur auf absolut unvoreinge-nommene Verfasser verlassen, wäre die Folge, dass wir nur wenig Geschichtsschreibung hätten, alte oder moderne. Wichtiger ist es, dass der Verfasser daran interessiert ist, die Wahrheit zu berichten, selbst wenn dies für seine Seite nicht immer vorteilhaft ausfällt.

Ausserdem ist es äusserst hilfreich, die Aussagen des Historikers durch Bestätigung aus anderen Quellen zu überprüfen. Aber gerade für die Antike wäre es zu viel verlangt, für alle Schwerpunkte einer Erzählung eine Bestätigung zu erwarten, besonders wenn der zu überprüfende Text der ausführlichste oder der einzige ausführliche Bericht über das betreffende Ereignis ist. Es muss für eine Quelle immerhin noch möglich sein, unser geschichtliches Wissen zu erweitern.

Betrachten wir zuerst die Frage der Augenzeugenaussagen. Aufgrund biblischer Informationen waren Johannes und Matthäus Jünger Jesu, ersterer seit Beginn seiner öffentlichen Tätigkeit, letzterer während der ganzen Zeit seines Wirkens in Galiläa. Markus hatte wahrscheinlich viel weniger direkten Kontakt zu Jesus, da es scheint, dass er zu dieser Zeit noch jung war und in Jerusalem lebte. Paulus wird älter gewesen sein als Markus, erwähnt aber wenig über seinen Kontakt mit Jesus vor seiner Bekehrung. Wahrscheinlich hatte er Jesus nur ein- oder zweimal in Jerusalem gesehen. Im Gegensatz zu den anderen war Lukas Nichtjude. Wahrscheinlich in Antiochia geboren, bekehrte er sich vielleicht während des Wirkens von Paulus und Barnabas dort in den vierziger Jahren. Sein Kontakt mit Augenzeugen wird am wenigsten direkt gewesen sein, da die anderen unmittelbar anschliessend an das Wirken Jesu noch fünf oder mehr Jahre in Judäa geblieben waren. Doch Lukas hatte viel Kontakt mit Paulus und Silas, blieb mehrere Tage bei Philippus und verbrachte anscheinend zwei Jahre in Palästina (ca. 58-60), während Paulus in Cäsarea im Gefängnis weilte. Alle fünf Verfasser hatten also ausgiebig Gelegenheit, sich Augenzeugenaussagen zunutze zu machen.

Vergleicht man die biblischen Verfasser mit den klassischen Historikern, so entspricht die Legitimation des Johannes und des Matthäus, als Teilnehmer an vielen der von ihnen aufgezeichneten Ereignisse, derjenigen von Plinius dem Jüngeren, Xenophon, Polybius und Thukydides. Die Situation des Paulus, der auf beiden Seiten der Auseinandersetzung gestanden hatte, gleicht derjenigen des Josephus während des jüdischen Aufstands, mit dem bemerkenswerten Unterschied, dass Josephus auf die Seite des Reichtums und der politischen Macht wechselte, um sein Leben zu retten, während Paulus sein Leben aufs Spiel setzte, als er sich auf die Seite stellte, welche diese Annehmlichkeiten nicht aufzuweisen hatte. Lukas und Markus waren in ähnlicher Lage wie Tacitus, Suetonius und Herodot, soweit diese über Ereignisse berichteten, die sich früher ereignet hatten, aber genügend nahe an ihrer Zeit, so dass Augenzeugen noch lebten. Keiner dieser fünf biblischen Verfasser hatte jedoch wie Plutarch, bezüglich des grössten Teils seines Materials, oder wie Josephus, Suetonius und Herodot bezüglich ihres früheren Materials, den Nachteil, dass keine Augenzeugen mehr lebten. Somit ist die neutestamentliche Situation hier mit den besten Ausgangspositionen der Althistoriker vergleichbar. In der Tat wüssten wir sehr wenig über die Antike, wenn sich die Erforscher des Altertums ausschliesslich auf Augenzeugen-aussagen verlassen müssten.

Wie steht es nun mit der eventuellen Befangenheit der biblischen Verfasser? Es ist wahr, dass sie alle Christen waren und die Ereignisse aus dieser Perspektive sahen. Das schliesst aber die Möglichkeit nicht aus, dass sie aufrichtig waren und nur solche Ereignisse berichteten, für die sie gute Beweise hatten. Beachtenswert ist der Entwurf, den Lukas von seiner Methodik gibt (Lukas 1,1-4):

Schon viele haben versucht, die Ereignisse darzustellen, die Gott unter uns geschehen liess und die wir durch die Berichte der Augenzeugen kennen, die von Anfang an alles miterlebten und den Auftrag erhielten, die Gute Nachricht weiterzugeben. Darum habe auch ich mich dazu ent-schlossen, alles bis hin zu den ersten Anfängen sorgfältig zu erforschen und es für dich, verehrter Theophilus, in guter Ordnung niederzuschreiben. Ich tue das, damit du die Zuverlässigkeit der Lehre erkennst, in der man dich unterwiesen hat. Es ist auch bedeutsam, dass jeder Evangelienverfasser von Ereignissen berichtet, die ihn selber (mit Aussnahme des Lukas, der nicht anwesend war) wie auch die Apostel und die ersten Christen generell in ein ungünstiges Licht stellten. Nur über Jesus finden wir keine unvorteilhaften Bemerkungen, was mit dem biblischen Verständnis übereinstimmt, dass Jesus menschgewordener Gott und daher sündlos ist. Hingegen wird nicht der geringste Versuch gemacht, die scheinbar harten Aussagen Jesu oder die Anklagen seiner Widersacher gegen ihn selbst zu entfernen. Ebensowenig versuchen die biblischen Verfasser die Tatsache zu verbergen, dass sie Christen sind, indem sie unparteiische Berichterstattung vortäuschen, wie wir es in dem (jüdischen) Brief des Aristeas und in der apokrypen (christlichen) Geschichte des Pilatus sehen. Es ist ausserdem von Bedeutung, dass zwei der fünf Verfasser --- Lukas und Paulus --- während des Wirkens Jesu nicht auf seiner Seite waren. Tatsächlich war Paulus gewalttätiges und hochstehendes Mitglied der Gegnerschaft. Ganz bestimmt wusste er, was gegen Jesus und seine Nachfolger gesagt werden könnte!

Im Vergleich dazu finden wir, dass auch die klassischen Historiker ihre Vorurteile hatten. Josephus war dem römischen Kaiser und den Pharisäern gut gesinnt, aber den Zeloten gegenüber, die den Aufstand gegen Rom führten, sehr feindlich eingestellt[27]. Tacitus, andererseits, war gegen das kaiserliche System und sehnte sich nach einer Rückkehr zur Republik[28]. Suetonius hatte Mühe, sich einen guten Skandal entgehen zu lassen, gleichgültig wie unglaubwürdig die Geschichte auch war[29]. Plinius, schockiert über römische Laster, zog es vor, angenehmere Dinge hervorzuheben[30]. Plutarch schrieb seine Biographien, um Rechtschaffenheit zu lehren und vor Lastern zu warnen. Ein Autor charakterisierte ihn als "quälend und trügerisch für den Historiker"[31]. Herodot war wegen seiner gewissenhaften Arbeit und Zurückhaltung hoch geschätzt, aber auch er wird wegen seiner "starken religiösen Gefühle, die an Aberglaube grenzen", angegriffen[32]. Xenophon schrieb den ersten Teil seiner Anabasis unter einem Decknamen, der spätere Teil, in dem er seinen Kritikern antwortet, ist hart und aggressiv. Er war bemerkenswert mitfühlend gegenüber Sparta und anderen autoritären Regimen[33]. Polybius attackiert frühere Historiker in Buch 12 heftig und war voreingenommen gegenüber den Regionen Aetolia und Boeotia; trotzdem wird er wegen seiner grossen Ehrlichkeit geachtet[34].

Trotz dieser Beweise von Befangenheit ist jeder dieser Säkular-historiker wichtig für das Verstehen der antiken Geschichte, da jeder von ihnen Ereignisse berichtet, für die wir keine anderen Angaben haben. Und dies sind die besten Althistoriker, die wir haben. A. N. Sherwin-White, Historiker der Klassik in Oxford, bemerkt demzufolge[35]:

Es ist erstaunlich, dass, während das Vertrauen der Historiker in griechisch-römische Quellen gewachsen ist, das Studium der Evangelienerzählungen, welches mit nicht weniger verheissungsvollem Material begonnen hat, nun im 20. Jahrhundert durch die Entwicklung der Form-kritik eine derart hoffnungslose Wende genommen hat, dass ihre fortgeschritteneren Anhänger offenbar behaupten - soweit ein Amateur den Sachverhalt beurteilen kann - dass man über den historischen Christus nichts wissen und über die Geschichte seiner Sendung nichts schreiben kann. Das scheint doch sehr seltsam . . . . DIE EREIGNISSE DER OSTERWOCHE UND IHRE BESTÄTIGUNG

Wenden wir uns nun den vier Evangelien zu, um zu sehen, welche Ereignisse uns darin berichtet werden, die in der Osterwoche geschehen seien. Wir werden hier kurz alle Ereignisse zusammenfassen, die in zwei oder mehr Evangelien berichtet werden, und einige von denen, die nur in einem überliefert sind. Der Kürze halber benützen wir die folgenden Symbole: 4 = alle, M = Matthäus, m = Markus, L = Lukas, J = Johannes.

Fünf Tage vor dem Passahfest (J) näherte sich Jesus Jerusalem, zusammen mit den Scharen der Pilger (4). Er reitet auf einem jungen Esel in Jerusalem ein (4), was an Sach. 9,9 erinnert, während die Volksmenge ihn mit dem Zuruf: "Hosianna" (MmJ, hebräisch für "erlöse uns!"), "Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn" (4), und ihm als König von Israel feiert (4). Nachdem sich Jesus im Tempel umgeschaut hat, kehrt er nach Bethanien zurück, wo er während des Festes wohnt (Mm).

Am nächsten Tag kehrt er nach Jerusalem zurück und verflucht unterwegs einen Feigenbaum, der keine Früchte hat (Mm). Er jagt die Händler und ihre Tiere aus dem Tempel hinaus (MmL). Am nächsten Tag kehrt Jesus wieder zum Tempel zurück, wo die Hohenpriester seine Vollmacht in Frage stellen (MmL). Die Pharisäer und die Anhänger des Herodes versuchen, ihm mit einer Frage nach der kaiserlichen Steuer eine Falle zu stellen (MmL). Die Sadduzäer bringen das Problem des Glaubens an die Auferstehung zur Sprache (MmL). Jesus lässt jeden dieser Angriffe auf seine Gegner zurückfallen (MmL) und diskutiert mit einem Gesetzeslehrer über das wichtigste Gebot Gottes (Mm). Jesus beendet die Auseinandersetzung mit der Frage an die Pharisäer, wie es sein kann, dass der Messias nur Davids Sohn ist, wenn er auch sein Herr ist (MmL). Darauf folgt Jesu scharfe, vernichtende Zurechtweisung der Pharisäer wegen ihrer Heuchelei (MmL). Jesus beobachtet und anerkennt die aufopferungsvolle Gabe einer Witwe im Tempel (mL) und verlässt dann den Tempel zum letzten Mal (MmL). Auf dem Rückweg nach Bethanien versammelt Jesus seine Jünger auf dem Ölberg und gibt ihnen eine ausführliche Beschreibung der kommenden Zerstörung des Tempels und von seiner eigenen Wiederkunft in Herrlichkeit (MmL).

Irgendwann während dieser Zeit trifft Judas heimliche Verabredungen mit den Hohenpriestern, wie er Jesus an sie ausliefern könnte (4).

Am nächsten oder übernächsten Tag schickt Jesus einige seiner Jünger nach Jerusalem, um dort in einem Raum in einem Obergeschoss die Vorbereitungen für das Passahfest zu treffen (MmL). Er und die anderen Jünger gelangen dorthin (4), und er wäscht ihnen die Füsse als eine Lektion in Demut (J). Judas erhält ein Zeichen dafür, dass sein Verrat erkannt worden ist, aber Jesus lässt ihn gehen (4). Jesus warnt die übrigen Jünger vor den kommenden Gefahren, in denen sie ihn alle verlassen werden, wobei besonders Petrus genannt wird (4). Das Abendmahl wird eingesetzt, das seinen kommenden Tod symbolisiert (MmL), und Jesus spricht lange mit seinen Jüngern (J). Schliesslich verlassen sie den Raum und überqueren das Kidrontal, um am Ölberg zu beten (4). Dort werden sie von Judas und den Tempelsoldaten gefunden, und Jesus wird verhaftet, während seine Jünger fliehen (4).

Jesus wird vor die jüdischen Anführer gebracht (4), vom Sanhedrin (dem jüdischen Obersten Gericht) verhört und früh am nächsten Morgen offiziell wegen Gotteslästerung verurteilt (4). Danach wird er vor den römischen Statthalter Pontius Pilatus geführt, der sich zunächst weigert, ihre Entscheidung zu genehmigen (4). Nach einigen Hinhaltemanövern (4) wiegeln die jüdischen Anführer den Pöbel auf, setzen Pilatus unter Druck (MmL) und drohen ihn beim Kaiser anzuzeigen (J). Das Endergebnis ist, dass Pilatus die Verurteilung Jesu für den Anspruch auf die Königswürde zulässt (4).

Jesus wird an einem Ort namens Golgatha (4) zwischen zwei Banditen gekreuzigt (4) und stirbt am selben Nachmittag (4) nach mehreren Stunden aussergewöhnlicher Dunkelheit (MmL). Sein Leichnam wird von einem reichen Juden namens Josef von Arimathäa erbeten, der ihn in sein eigenes Grab legt (4), während Frauen aus Jesu Gefolgschaft zuschauen (MmL). Am nächsten Tag wird auf Drängen der jüdischen Anführer eine Wache beim Grab aufgestellt, da sie sich an die Vorhersage von Jesu Auferstehung erinnern und nun befürchten, dass die Jünger versuchen werden, seinen Leichnam zu stehlen (M).

Am dritten Tag nach der Beerdigung Jesu, dem ersten Tag der Woche (Sonntag), kommt im Morgengrauen eine Gruppe von Frauen, um den Leichnam Jesu zu salben, aber sie finden das Grab leer (4). Die Soldaten sind geflohen, nehmen aber eine Bestechung an, um das Gerücht zu verbreiten, der Leichnam Jesu sei gestohlen worden (M). Engel verkünden den Frauen die Auferstehung Jesu and tragen ihnen auf, die Jünger zu benachrichtigen (MmL). Als sie auf dem Weg sind, um dies zu tun, erscheint Jesus einigen von ihnen (M). Inzwischen hat Maria Magdalena Petrus und Johannes benachrichtet, die nun ihrerseits zum Grab laufen und es leer vorfinden (J). Sie folgt ihnen zurück zum Grab und sieht dort Jesus (J). Im Verlauf des Tages erscheint Jesus dem Petrus (L(m)) und dann zwei Jüngern, die auf dem Weg in ein nahegelegenes Dorf sind (L(m)). Sie kehren schnell nach Jerusalem zurück, und während diese Jünger den anderen noch darüber berichten, erscheint Jesus selbst der ganzen Gruppe (LJ).

An dieser Stelle endet die Osterwoche, aber die Evangelien und die Apostelgeschichte (A) erzählen von verschiedenen anderen Erscheinungen Jesu nach seiner Auferstehung. Die erste ist eine Woche später bei seinen Jüngern in Jerusalem, einschliesslich Thomas (J). Später erscheint er sieben Jüngern am See von Tiberias (J), dann einer grossen Schar an einem Berg in Galiläa, den Jesus ihnen im voraus genannt hatte (M). Schliesslich gibt es noch einige Erscheinungen in Jerusalem vor seiner Himmelfahrt (LA). Einige Jahre später erscheint Jesus dem Stephanus und dem Paulus (A).

BESTÄTIGUNG DURCH PAULUS

Der Apostel Paulus gibt uns keinen detaillierten Bericht des Lebens Jesu, weswegen einige irrtümlicherweise annahmen, er habe an diesem Thema kein Interesse gehabt. Wir sollten vielmehr beachten, dass die Paulusbriefe an schon etablierte Gemeinden geschrieben wurden. Sie behandeln solche elementaren Themen nur, wenn es darum geht, eine eventuelle Verwirrung richtigzustellen.

Weil die Gemeinde von Thessalonich wegen der Behauptung verunsichert ist, das Ende der Welt sei nahe, wiederholt daher Paulus das Wesentliche der Lehre Jesu über seine Wiederkunft. Gemäss den Evangelien lehrte Jesus dies am Ölberg, nachdem er den Tempel zum letztenmal verlassen hatte. Es gibt mindestens 24 genaue Parallelen zwischen den Aussagen des Paulus im 1. und 2. Brief an die Thessalonicher und der Endzeitrede Jesu in Matthäus 24 und 25, Markus 13 und Lukas 21[36].

Weil die Korinther das Abendmahl missbrauchen, schreibt Paulus ihnen ausführlich über dessen Einsetzung (1. Kor. 11,23-26) und erwähnt beiläufig, dass es in der Nacht war, in der Jesus verraten wurde.

Paulus spricht oft über den Tod Jesu und seine Bedeutung. Einmal sagt er, dass es die "Herrscher dieser Welt" waren, die den "Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt haben" (1. Kor. 2,8), anderswo identifiziert er diese Herrscher, indem er Pontius Pilatus (1. Tim. 6,13) und die Juden (1. Thess. 2,14-15) einschliesst.

Die nachösterlichen Erscheinungen dienten Paulus als Antwort für seine Gegner in Korinth, die eine Auferstehung des Leibes ablehnten (1. Kor. 15,1-11). Seine Liste von sechs Erscheinungen gleicht keiner anderen Liste in den Evangelien, aber sie deckt sich mit allen und ist hilfreich für ihre Zusammensetzung.

Schliesslich spricht Paulus von der Himmelfahrt Jesu in Römer 8,34 und 1. Tim. 3,16.

BESTÄTIGUNG DURCH HEIDNISCHE QUELLEN

Hinweise auf Jesus sind in der uns überlieferten heidnischen Literatur von vor etwa 150 n. Chr. selten. Dennoch gibt es mehr Hinweise auf Jesus als auf Josephus oder Pontius Pilatus, zwei bedeutende Persönlichkeiten im Palästina des ersten Jahrhunderts. Wir haben zwei kurze Mitteilungen von Suetonius, von denen aber eine unsicher ist[37], einen Hinweis von Tacitus[38] und einen anderen von Plinius dem Jüngeren[39]. Dazu kommt noch ein Brief des syrischen stoischen Philosophen Mara an seinen Sohn Serapion, in welchem er einen Hinweis auf Jesus gibt[40]. Diese Textstellen sind im Anhang 2 im Volltext aufgeführt.

Diesen Quellen entnehmen wir die folgenden Informationen über Jesus, welche mehr oder weniger bedeutungsvoll für die Osterwoche sind. Gemäss Tacitus lebte Jesus in Judäa, als Tiberius Kaiser und Pilatus der Statthalter von Judäa war (26-36 n. Chr.). Er war ein umstrittener Lehrer, indem die römischen Verfasser seine Lehre als "abergläubisch" bezeichnen, während Mara ihn für "weise" hält. Auch wird ihm zugeschrieben, dass er sich für den Messias ausgab: römische Historiker kennen ihn nur unter dem Titel "Christus", welchen sie für seinen Namen hielten; Mara nennt ihn einen König. Gemäss Tacitus wurde er unter Pilatus hingerichtet, Mara gibt die Schuld den Juden. Gemäss Plinius, der vor 115 n. Chr. Verhöre von Christen in Kleinasien führte, wurde Jesus von seinen Anhängern als Gott angebetet, obwohl sie sich weigerten, die Götter anzubeten. Gemäss Plinius würden wahre Christen eher sterben, als Christus zu verfluchen oder dem Kaiser Weihrauch zu opfern.

BESTÄTIGUNG DURCH JÜDISCHE QUELLEN

Unter den frühen jüdischen Quellen gibt es zwei Hinweise auf Jesus in den griechischen Manuskripten des Josephus[41]; einer davon wurde angezweifelt, weil er für Josephus als zu christlich erscheint (er versichert, dass Jesus der Messias sei). Kürzlich wurde ein Auszug dieser umstrittenen Stelle in einem Manuskript einer arabischen Kirchengeschichte aus dem 10. Jahrhundert gefunden[42], welche eine anscheinend weniger christliche Version liefert. Der Babylonische Talmud, eine Sammlung rabbinischer Traditionen, enthält eine Anzahl versteckter Anspielungen auf Jesus, sowie eine eindeutige[43]. Der eindeutige Hinweis, auf den wir unsere Aufmerksamkeit beschränken, datiert erwiesenermassen vor dem Jahr 200 n. Chr. Diese Stellen werden im Anhang 3 aufgeführt.

Gemäss Josephus lebte Jesus in Judäa, als Pontius Pilatus dort Statthalter war. Der Talmud stimmt zwar damit überein, aber nicht sehr genau, er datiert ihn nur in die tannaotische Periode (100 v.Chr.-200 n. Chr.). Jesu Charakter war umstritten; von Josephus wird er eher günstig und von den Rabbinern negativ beurteilt. Sowohl Josephus als auch der Talmud berichten, dass Jesus Wunder wirkte, wobei der letztere diese jedoch als Zauberei erklärt. Gemäss beiden sammelte er Anhänger, und Josephus bemerkt, dass diese ihn als den Messias anerkannten. Sowohl der griechische als auch der arabische Josephus berichten, dass Jesus von Pilatus gekreuzigt wurde. Der griechische Josephus bezieht die jüdischen Anführer in die Verurteilung mit ein. Der Talmud betrachtet das ganze Vorgehen als ein jüdisches Verfahren und gibt selbst die traditionelle Art der Hinrichtung an (Steinigung und Erhängung), statt der heidnischen Kreuzigung. Der Talmud datiert die Hinrichtung auf den Abend des Passahfestes, in Übereinstimmung mit dem Johannesevangelium. Die talmudische Anklage gegen Jesus ist "Zauberei" und "Verführung Israels zum Abfall". Josephus vermerkt, dass die Jünger Jesu von seiner Auferstehung am dritten Tag berichteten.

DISKUSSION DER BESTÄTIGUNGEN

Diese Bestätigungen sind von Bedeutung, um die Glaubwürdigkeit der Evangelienberichte der Osterwoche zu beurteilen. Die Berichte selber führen hunderte von Einzelheiten an, von denen viele von zwei, drei oder allen vier Evangelien erzählt werden. Dennoch legt eine Anzahl von Abweichungen in den Evangelienberichten --- welche meine Gegner Ihnen zweifellos aufzählen werden --- nahe, dass die Verfasser nicht versuchten, ihre Berichte zu harmonisieren. Ausserdem bestätigt der Apostel Paulus, obwohl er selbst keine Erzählung zu schreiben versuchte, Dutzende sowohl bedeutender als auch zufälliger Einzelheiten, die in den Evangelienberichten zu finden sind.

Die heidnischen und jüdischen Quellen stimmen mit den Evangelien und Paulus überein bezüglich der Zeit von Jesu Wirken, dessen umstrittener Natur, seiner Wunder, seines messianischen Anspruches und seiner Hinrichtung aufgrund der Verurteilung durch die römischen wie auch die jüdischen Behörden. Dies ist besonders bedeutend im Hinblick darauf, dass heute viele abzustreiten suchen, dass Jesus Wunder wirkte, einen messianischen Abspruch erhob und durch römisch-jüdische Zusammenarbeit hingerichtet wurde. Alle historischen Quellen, die dieses Thema berühren, widersprechen solchen Kritiken.

Auf den ersten Blick scheinen sich die talmudischen Anklagen gegen Jesus von denen der Evangelienberichte zu unterscheiden. Doch auch die Evangelien erwähnen den Versuch, Jesus wegen seines Angebotes, den Tempel in drei Tagen wieder aufzubauen, zu überführen, was leicht als Zauberei verstanden werden konnte. Nach den Evangelien wurde Jesus tatsächlich wegen Gotteslästerung verurteilt, da er beanspruchte, der Messias, der Sohn Gottes zu sein. Dies könnte wirklich der "Abfall" sein, zu dem Jesus laut Talmud "Israel verführte". Im jüdischen Sprachverständnis wäre ein Ausdruck wie "Sohn Gottes" einem Anspruch auf Gottheit gleich, einem gotteslästerlichen Abfall in den Augen der meisten Juden. Die Bemerkung von Plinius, dass Jesus von seinen Anhängern als Gott angebetet wurde, geht, obwohl von einem Polytheisten geschrieben, in die gleiche Richtung.

Es gibt keine nichtchristliche Bestätigung, dass die Auferstehung Jesu wirklich geschehen sei (ausser von Seiten des Paulus!), aber dies ist kaum überraschend, da jeder, der an die Auferstehung Jesu glaubt, als Christ angesehen würde. Natürlich könnte irgendeine Quelle den Glauben der Jünger an die Auferstehung Jesu berichten, und Josephus tut das auch. Für einen Römer wäre ein solcher Glaube lediglich noch ein weiterer christlicher "Aberglaube" (Tacitus, Suetonius, Plinius). Ein Stoiker wie Mara würde ausserdem eine leibliche Auferstehung ablehnen, und der Talmud hat sie lieber ganz ignoriert. Auf jeden Fall wissen wir durch Justins Debatte mit Tryphon 130 n. Chr.[44], die antichristliche Polemik des Celsus 180 n. Chr.[45] und den Talmud[46], dass die Juden um die christlichen Evangelien wussten, und von Matthäus und Justin, dass sie versuchten[47], die Auferstehung als eine Art von Leichendiebstahl durch die Jünger wegzuerklären.

Die einzige bedeutsame Abweichung der nichtchristlichen Quellen von den Evangelien beinhaltet die Todesart Jesu. Der Talmud sagt, dass Jesus "gehängt" und "gesteinigt und gehängt" worden sei. Die Evangelien, mit Paulus und der gesamten christlichen Literatur, sprechen von Kreuzigung. Dies wird von Josephus (in beiden Versionen) bestätigt, und weniger direkt von Tacitus, bei dem Jesus durch den Römer Pontius Pilatus, vermutlich nach römischer Methode, hingerichtet worden ist. Da der Ausdruck "gehängt" bei den Rabbinern sowohl für eine Kreuzigung als auch für das traditionelle Aufhängen des Leichnams eines Gesteinigten gebräuchlich ist[48], darf man annehmen, dass der Talmud einen etwas entstellten Bericht gibt, der vielleicht auf der Tatsache beruht, dass Jesus ein religiöses Verhör hatte und "gehängt" worden ist, der aber ergänzt wurde durch andere Einzelheiten der damaligen traditionellen Gebräuche.

SCHLUSSFOLGERUNG

Wir haben uns nun die vier Evangelienberichte der Osterwoche angeschaut und die grosse Menge an Einzelheiten beachtet, in welchen sie bezüglich der Ereignisse jener Zeit übereinstimmen. Die Abweichungen zwischen ihnen legen nahe, dass sie nicht manipuliert wurden, um sie einander anzupassen. Diese Abweichungen zu verwenden, um Zweifel auf die Geschichtlichkeit der Ereignisse zu werfen, über welche sie offensichtlich übereinstimmen, ist eine seltsame Art von historischer Methodik. Diese Berichte finden einige detaillierte Bestätigungen in den Schriften des Paulus, eines Christenverfolgers, der dann selbst Christ geworden ist. Beträchtliche Übereinstimmung findet sich sogar in mehreren heidnischen und jüdischen Quellen. Dies ist mehr, als man von den meisten anderen aus der Antike überlieferten Ereignissen sagen kann.

Wir haben auch die traditionelle Identität der Verfasser der vier Evangelien untersucht --- dass sie von zwei Aposteln und zwei Apostel-schülern geschrieben wurden, die alle namhaften Zugang zu Augenzeugen-aussagen hatten. Beindruckend ist die Einstimmigkeit des wesentlichen Beweismaterials für diese Überlieferung. Dies ist mehr Beweismaterial, als wir für die Urheberschaft der meisten antiken Geschichtswerke haben.

Wir haben auch die Übermittlung dieser Erzählungen von ihrer ursprünglichen Abfassung bis zum Beginn des Buchdrucks untersucht. Sie scheinen mindestens mit der gleichen Sorgfalt kopiert worden zu sein, wie sie säkularen Historikern gewährt wurde, und mit einer Häufigkeit, die diese so weit übertrifft, dass eine gewaltige Menge an Material zur Wiederherstellung der Lesart ursprünglichen existiert. Wenn es für andere antike Geschichtsschreiber in irgendwelcher Weise Grund gibt, darauf zu vertrauen, dass man im wesentlichen die ursprünglichen Texte besitzt, so haben wir noch mehr Grund bezüglich der Evangelien.

Natürlich können wir, wenn wir wollen, alle Erzählungen, die Wunder enthalten, als unglaubwürdig zurückweisen, aber dann würden wir den Kern der Frage gerade an den Stellen umgehen, wo die Existenz von Wundern vielleicht bestätigt werden könnte. Ebenso ist es möglich, unsere Kriterien für die Annahme von Wundern so hoch anzusetzen, dass keine Beweise aus der Antike uns zufriedenstellen können. Dies ist sicherlich unklug, wenn es unser Anliegen ist, herauszufinden was wirklich geschehen ist, anstatt eine bestimmte Art von Erklärungen zu vermeiden, weil sie uns zuwider sind.

Es ist auch möglich, das Material der Evangelien wegen der umstrittenen Natur der darin erzählten Ereignisse als unglaubwürdig zurückzuweisen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Evangelien selber bezeugen, dass Jesu Worte und Taten von Anfang an sehr umstritten waren. Wenn Geschichte ein Versuch ist, herauszufinden, was wirklich geschehen ist, müssen wir umstrittene wie auch gewöhnliche Ereignisse untersuchen. Wir werden oft feststellen, dass einige der wichtigsten Ereignisse auch die umstrittensten sind und dass die Verfechter der einen Seite der Auseinandersetzung, seien sie aufrichtig oder nicht, vielleicht völlig im Irrtum sind.

Wir könnten auch behaupten, dass das wahre Bild Jesu ganz anders aussähe, wenn uns mehr Material von der Opposition überliefert wäre. Aber die verschiedenen Arten von Gegnern hatten ja über dreihundert Jahre Zeit, um ihre Argumente vorzutragen, bevor diejenigen, welche sich Christen nennen, überhaupt die politische Macht hatten, ihnen entgegenzutreten. Diese nachteiligen Angaben hätten zur Sicherstellung in Tonkrügen vergraben oder aus dem römischen Reich entfernt werden können. Wo sind sie? Es ist wohl wahrscheinlicher, dass die Gegnerschaft in Wirklichkeit kein besseres Argument wusste als "Sagt den Leuten, dass seine Jünger den Leichnam gestohlen haben, während ihr schlieft"; so haben sie es vorgezogen, das Christentum wenn möglich zu ignorieren oder lächerlich zu machen oder zu verfolgen.

In der Tat ist es möglich, zu behaupten, dass das Christentum eine Lüge oder Täuschung sei, aber nur bei äusserst drastischer Manipulation der historischen Beweise. Falls die ersten Jünger leichtgläubig waren, so waren sie eindeutig raffiniert genug, sich selber in den Evangelienberichten als ganz schön skeptisch darzustellen. Wenn sie aber Lügner waren, dann mussten sie das eindrucksvollste Komplott der Geschichte zusammenstellen und (als ein Nebenprodukt) aus Versehen mit Jesus eine der unvergesslichsten Persönlichkeiten, sei es in Wirklichkeit oder Fiktion, erschaffen.

Sind die Evangeliumserzählungen der Osterwoche glaubwürdig? Auf der Grundlage von historischen Prüfmethoden, welche die Antwort auf die Frage nach den Wundern nicht schuldig bleiben, glaube ich, dass sie so gut dastehen wie irgendwelche Berichte aus der Antike.


ANHANG 1: Vergleich antiker Historiker
 

Autor und Werk
Lebenszeit des Autors (1)
Zeit der Ereignisse (2)
Zeit der Niederschrift (3)
Erstes Manuskript
Ereignis bis Niederschrift
Ereignis bis Manuskript
Matthäus
Evangelium
0-?
4*-30
50-65/75
~ 20
<50
<200
Markus 
Evangelium
15-?
27-30
65/70
~ 225
<50
<200
Lukas 
Evangelium
10-?
5*-30
60/75
~ 200
<50
<200
Johannes 
Evangelium
10-100
27-30
90/110
~ 130
<80
<100
Paulus 
Briefe
0-65
30
50-65
~ 200
20-35
<200
             
Josephus 
Krieg
37-100
200*-70
~ 80
~ 950
10-300
900-1200
Josephus 
Altertümer
37-100
200*-66
~ 95
~ 1050
30-300
1000-1300
Tacitus 
Annalen
56-120
14-68
100-120
~ 850
30-100
800-850
Suetonius Cäsarenleben
69-130
50*-95
~ 120
~ 850
25-170
750-900
Plinius d.J. 
Briefe
60-115
97-112
100-112
~ 850
0-3
725-750
Plutarch 
Biographien
50-120
500*-70
~ 100
~ 950
30-600
850-1500
             
Herodot 
Historien
485-425*
546-478*
430-425*
~ 900
50-125
1400-1450
Thukydides 
Geschichte
460-400*
431-411*
410-400*
~ 900
0-30
1300-1350
Xenophon 
Anabasis
430-355*
401-399*
385-375*
~ 1350
15-25
1750
Polybius 
Geschichte
200-120*
220-168*
~ 150*
~ 950
20-70
1100-1150

Ein * bezeichnet Daten v.Chr., die anderen sind n.Chr.

Das Zeichen ~ bedeutet, dass die Datierung ungefähr ist.

(1) dies sind ungefähre Daten
(2) bei einem Schrägstrich ist das erste Datum konservativ, das zweite liberal
(3) für das NT sind dies Manuskriptfragmente; erste vollständige Manuskripte ca.350; die Zeit bis zum ersten vollständigen Manuskript wäre etwa 300 Jahre


ANHANG 2: Heidnische Aussagen über Jesus
 

Gaius Suetonius, Cäsarenleben [49]:

Die Juden vertrieb er aus Rom, weil sie, von Chrestus [Christus] aufgehetzt, fortwährend Unruhe stifteten.
   Claudius 25.4

Mit Todesstrafen wurde gegen die Christen vorgegangen, eine Sekte, die sich einem neuen gemeingefährlichen Aberglauben ergeben hatte.
   Nero 16.2
 

Cornelius Tacitus, Annalen [50]:

Aber weder menschliche Hilfe, noch des Kaisers Freigebigkeit, noch Versöhnungsopfer für die Götter konnten den schrecklichen Verdacht aus dem Wege räumen, dass die Brandstiftung auf Neros Befehl erfolgt war. Um diesem Gerücht ein Ende zu bereiten, wälzte er die Schuld auf andere ab und auferlegte die grausamsten Foltern einer Gruppe von Menschen, die wegen ihrer Laster verabscheut waren und gemeinhin Christen genannt wurden. Dieser Name stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war. Dieser verderbliche Aberglaube war für den Augenblick unterdrückt worden, trat aber später wieder hervor und verbreitete sich nicht nur in Judäa, wo er aufgekommen war, sondern auch in Rom, wo alle Greuel und Abscheulichkeiten der ganzen Welt zusammenströmen und geübt werden.
   Annalen 15.44
 

Mara bar Serapion, Brief an seinen Sohn Serapion [51]:

Welchen Vorteil hatten die Athener davon, Sokrates zu töten? Hungersnot und Seuchen kamen über sie als Strafe für ihr Verbrechen. Welchen Vorteil hatten die Leute von Samos davon, Pythagoras zu verbrennen? In einem Augenblick wurde ihr Land vom Sand bedeckt. Welchen Vorteil hatten die Juden davon, ihren weisen König hinzurichten? Bald darauf hatte ihr Königreich ein Ende. Gott verschaffte diesen drei weisen Männern gerechte Rache: die Athener starben Hungers, die Samier wurden vom Meer überwältigt, die Juden – ruiniert und aus ihrem Land vertrieben – leben in völliger Zerstreuung. Sokrates aber starb nicht für immer; er lebte weiter in der Lehre Platos. Pythagoras starb nicht für immer; er lebte weiter in der Statue der Hera. Ebensowenig starb der weise König für immer; er lebte weiter in der Lehre, die er gegeben hatte.
 

Plinius der Jüngere, Briefe [52]: an Trajan

Es ist mir heiliges Gebot, o Herr, alles, worüber ich im Zweifel bin, Dir vorzutragen. Wer könnte nämlich besser meinem Zögern eine Richtung weisen oder meine Unwissenheit erhellen? An Verhandlungen gegen Christen habe ich niemals teilgenommen; deshalb weiss ich nicht, was und inwieweit man hier gewöhnlich straft oder untersucht. Auch bin ich nicht wenig im unklaren, ob ein Unterschied im Alter gemacht wird oder ob noch so Junge den Erwachsenen gleichgestellt sind; ob den Reuigen Verzeihung gewährt wird oder ob es dem, der überhaupt einmal Christ war, nichts nützt, davon abgelassen zu haben; ob der Name an sich, auch wenn er von Schandtaten frei ist, oder ob mit dem Namen verbundene Schandtaten bestraft werden.

Inzwischen habe ich bei denen, die mir als Christen angezeigt wurden, folgendes Verfahren beobachtet. Ich frage sie, ob sie Christen seien. Die Geständigen frage ich ein zweites und ein drittes Mal unter Androhung der Todesstrafe; diejenigen, die darauf beharren, lasse ich hinrichten . . . .

Diejenigen, die leugneten, Christen zu sein oder gewesen zu sein, und nach meinem Beispiel die Götter anriefen und Deinem Bilde, das ich zu diesem Zweck zusammen mit den Götterstatuen hatte herbeischaffen lassen, Weihrauch und Wein opferten, ausserdem Christus schmähten – lauter Dinge, zu denen wahre Christen, wie man sagt, nicht gezwungen werden können -, glaubte ich freilassen zu sollen. Andere, deren Name von diesem Anzeiger genannt worden war, sagten, sie seien Christen, und leugneten es später: sie seien es zwar gewesen, hätten aber damit aufgehört, manche vor drei, manche vor mehr Jahren, einige sogar vor zwanzig. Auch diese alle verehrten Dein Bild und die Götterstatuen und schmähten Christus. Sie behaupteten aber, ihre ganze Schuld – oder ihr ganzer Irrtum – habe darin bestanden, dass sie sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln pflegten, Christus zu Ehren, wie einem Gotte, im Wechselgesang ein Lied anstimmten und sich eidlich nicht etwa zu einem Verbrechen verpflichteten, sondern keinen Diebstahl, keinen Raub, keinen Ehebruch zu begehen, kein gegebenes Wort zu brechen, kein anvertrautes Gut, wenn es zurückgefordert wird, abzuleugnen. Darauf seien sie in der Regel auseinandergegangen und wieder zusammengekommen, um ein Mahl einzunehmen, das jedoch ganz gewöhnlich und harmlos war; damit hätten sie aufgehört nach meinem Edikt, worin ich Deinem Auftrag gemäss die Vereine verboten hatte. Um so mehr hielt ich es für notwendig, zwei Sklavinnen, die sie Diakonissen nannten, sogar auf der Folter zu befragen, was wahr sei. Ich fand nichts anderes als einen verkehrten, masslosen Aberglauben. Daher habe ich die Verhandlung aufgeschoben und bei Deinem Rat Zuflucht gesucht.
   Briefe 10.96

Ibid.: Trajans Antwort:

Du hast, mein Secundus, bei der Prüfung der Fälle derjenigen, die Dir als Christen angezeigt worden waren, die richtige Haltung eingenommen. Man kann nämlich nichts allgemein Gültiges aufstellen, das gleichsam eine feste Regel bildete. Aufspüren soll man sie nicht; wenn sie angezeigt und überführt werden, soll man sie bestrafen, doch so, dass demjenigen, der leugnet, Christ zu sein, und dies durch die Tat offenbar macht, das heisst, indem er unsern Göttern opfert – mag er in der Vergangenheit noch so verdächtig gewesen sein, auf Grund seiner Reue Verzeihung gewährt wird. Anonyme Schriften aber dürfen bei keiner Anklage berücksichtigt werden. Denn das ist ein sehr schlechtes Beispiel und unseres Jahrhunderts nicht würdig.
   Briefe 10.97


ANHANG 3: Jüdische Aussagen über Jesus

Flavius Josephus, Altertümer [53]:

Er [Hannas der Jüngere] berief eine Gerichtssitzung des Sanhedrin ein, führte den Bruder des Christus genannten Jesus vor, der Jakobus hiess, und einige andere, verklagte sie wegen Gesetzesübertretung und verurteilte sie zur Steinigung.
   20.200

Zu dieser Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn einen Menschen nennen darf. Unerhörte Taten tat er nämlich, ein Lehrer von Menschen, die mit Freude die Wahrheit annehmen, und gewann viele Juden und auch viele Griechen für sich. Er war der Christus. Und als Pilatus nach Hinweisen unserer führenden Männer ihn zum Kreuz verurteilte, gaben diejenigen, die ihn zuerst geliebt hatten, nicht auf. Er erschien ihnen nämlich am dritten Tage wieder lebend, was neben zehntausend anderen wunderbaren Dingen die göttlichen Propheten gesagt hatten. Und noch bis jetzt ist der nach ihm genannte Stamm der Christen nicht verschwunden.
   18.63-64 (griechisch)

Auszug aus der Weltgeschichte des Agapius [54]:

Zu jener Zeit lebte ein weiser Mensch namens Jesus. Und sein Wandel war gut, und er war als rechtschaffen bekannt. Und viele Leute aus den Juden und anderen Nationen wurden seine Jünger. Pilatus verurteilte ihn zum Tod am Kreuz. Und diejenigen, welche seine Jünger geworden waren, gaben die Jüngerschaft nicht auf. Sie berichteten, dass er ihnen drei Tage nach seiner Kreuzigung erschienen war, und dass er lebte. Demnach war er vielleicht der Messias, über den die Propheten Wunder erzählt haben.
   Ibid. (arabisch)
 
 

Babylonischer Talmud [55]:

Am Vorabend des Pesachfestes henkte man Jesus. Vierzig Tage vorher hatte der Herold ausgerufen: Er wird zur Steinigung hinausgeführt, weil er Zauberei betrieben und Israel verführt und abtrünnig gemacht hat; wer etwas zu seiner Verteidigung zu sagen hat, komme und bringe es vor. Da aber nichts zu seiner Verteidigung vorgebracht wurde, so henkte man ihn am Vorabend des Pesachfestes.
   Sanhedrin 43a


Reference Notes (for the Main Text):

1. David Hume, Concerning Human Understanding, section X.

2. Rudolf Bultmann, Jesus Christ and Mythology (New York: Scribners, 1958), p.15.

3. For further discussion of this point, see my papers "A Critical Examination of Modern Cosmological Theories" and "A Critique of Carl Sagan's TV Series and Book Cosmos," IBRI Research Report 15 (1982) and 19 (1984).

4. Robert Jastrow, Until The Sun Dies (New York: Norton, 1977, chaps. 1-4).

5. Adolf Harnack, What is Christianity? (New York: Harper and Row, 1957), p. 25.

6. Ibid., p. 24.

7. Josephus, Against Apion 1.8, I Maccabees 4:46, 9:27, 14:41.

8. Most of the material on these works comes from N.G.L. Hammond and H.H. Sculland, eds., The Oxford Classical Dictionary, 2nd ed. (Oxford: Clarendon Press, 1970); Henry Thurston Peck, ed., Harper's Dictionary of Classical Literature and Antiquities, 2nd ed. (New York: Cooper-Square, 1965), or the relevant editions of each work in the Loeb Classical Library.

9. Bruce M. Metzger, The Text of the New Testament, 2nd ed. (New York: Oxford, 1968), chap. II; for details on the papyri, see pp. 246-256.

10. Jose O'Callaghan, "Papiros neotestamentarios en la cueva 7 de Qumran?", Biblica, 53 (1972), pp. 91-100.

11. Bruce M. Metzger, Chapters in the History of New Testament Textual Criticism (Leiden: Brill, 1963), p. 145.

12. B.F. Westcott and F.J.A. Hort, eds., The New Testament in the Original Greek, 2 vols. (New York: Harper and Brothers, 1882), 2:2.

13. Ezra Abbot, The Authorship of the Fourth Gospel, with Other Critical Essays (Boston: Ellis, 1888).

14. Metzger, Chapters, pp. 148-150.

15. Frederic G. Kenyon, Our Bible and the Ancient Manuscripts (New York: Harper and Brothers, 1941), p. 23.

16. Recorded in Eusebius, Church History, 3.39.15-16.

17. Justin, Apology, 1.33, 66, 67; Dialogue with Trypho 100-104, 105, 106, 107.

18. Dialogue 103.7.

19. Dialogue 106.3.

20. Text in Henry Bettenson, ed., Documents of the Christian Church, 2nd ed. (London: Oxford, 1963), pp. 40-41; J. Stevenson, ed., A New Eusebius (London: SPCK, 1963), pp. 144-147.

21. Irenaeus, Against Heresies 3.1.2.

22. Clement, Outlines, cited in Eusebius, Church History 6.14.5; Origen, Commentary on Matthew 1, cited in Eusebius 6.25.3ff.

23. William K. Hobart, The Medical Language of St. Luke (Grand Rapids: Baker, 1954).

24. 1 Clement 47, 34.

25. R.N. Longenecker, "Ancient Amanuenses and the Pauline Epistles," in R.N. Longenecker and M.C. Tenney, eds., New Dimensions in New Testament Study (Grand Rapids: Zondervan, 1974).

26. Tertullian, On Baptism 17.

27. F.J. Foakes-Jackson, Josephus and the Jews (Grand Rapids: Baker, 1977), pp. xi, xv.

28. Oxford Classical Dictionary, p. 1034.

29. Ibid., p. 1021.

30. Ibid., p. 846.

31. Ibid., p. 849.

32. Ibid., pp. 508-509; Harper's Dictionary, p. 806.

33. Oxford, pp. 1142-1143.

34. Ibid., pp. 853-854.

35. A.N. Sherwin-White, Roman Society and Roman Law in the New Testament (Oxford: Clarendon Press, 1963), p. 187.

36. G. Henry Waterman, "The Sources of Paul's Teaching on the 2nd Coming of Christ in 1 and 2 Thessalonians," Journal of the Evangelical Theological Society 18 (1975), 105-113.

37. Suetonius, Lives of the Twelve Caesars, "Nero" 16.2; "Claudius" 25.4.

38. Tacitus, Annals 15.44.

39. Pliny the Younger, Letters 10.96.

40. The text of Mara may be found in F.F. Bruce, Jesus and Christian Origins Outside the New Testament (Grand Rapids: Eerdmans, 1974), p. 31.

41. Josephus, Antiquities 20.200; 18.63-64.

42. Shlomo Pines, An Arabic Version of the Testimonium Flavianum and its Implications (Jerusalem: Israel Academy of Science and Humanities, 1971), pp. 9-10.

43. Babylonian Talmud, Sanhedrin 43a; more cryptic passages are discussed in Bruce, Christian Origins, ch. IV; R.T. Herford, Christianity in Talmud and Midrash (Clifton, NJ: Reference Book Publishers, 1966): and Joseph Klausner, Jesus of Nazareth (New York: Macmillan, 1925).

44. Justin, Dialogue10.

45. Origen, Against Celsus 2.27, 49, 74.

46. Babylonian Talmud, Shab 116a.

47. Matt. 28:13; Dialogue 108.

48. Tosefta,Sanhedrin 9.7.
 

Anmerkungen für die Anhänge:

49. Suetonius, Cäsarenleben, "Nero" 16.2; "Claudius" 25.4.

50. Tacitus, Annalen 15.44, teils zitiert in F.F. Bruce, Ausserbiblische Zeugnisse über Jesus und das frühe Christentum (hrsg. v. Eberhard Güting, Basel: Brunnen-Verlag, 1991), S.12; teils übersetzt aus dem Englischen.

51. Maras Text findet sich in F.F. Bruce, loc.cit. S.20.

52. Plinius der Jüngere, Briefe 10.96.

53. Josephus, Altertümer 20.200; 18.63-64, zitiert in F.F. Bruce, Ausserbiblische Zeugnisse S.25-27.

54. Auszug aus der Weltgeschichte des Agapius: Shlomo Pines, An Arabic Version of the Testimonium Flavianum and its Implications (Jerusalem: Israel Academy of Science and Humanities, 1971, pp. 9-10 , übersetzt aus dem Englischen.

55.Babylonischer Talmud, Sanhedrin 43a, zitiert in F.F. Bruce, Ausserbiblische Zeugnisse S.46.
 


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Last updated: January 17, 2002